In jedem Ort gibt es sie, Häuser mit einer besonderen Geschichte und den Personen, die sich dahinter verbergen. Franz Gehrer wurde 1924 im so genannten Winkelhaus geboren, ein Gebäude in der Nadelburg, ein geschichtsträchtiger Ortsteil von Lichtenwörth. Seine ersten Lebensjahre waren unbeschwert, der Vater als gut bezahlter Facharbeiter in einer Lichtenwörther Fabrik konnte gut für seine Familie sorgen. Im Jahr 1930 musste die Familie Gehrer umziehen, von der Walzergasse in die Streckergasse. In dieser Zeit erkrankte seine Mutter schwer. Sein Vater, verzagt von der schweren Krankheit der Ehefrau konnte sich nicht um seinen Sohn kümmern. Durch die Weltwirtschaftskrise wurde dann auch die Fabrik geschlossen, der Vater verlor die Arbeit. Nach dem Tode der Mutter lebte Franz bei einer anderen Familie, erst nach 4 Jahren holte ihn sein Vater zurück und zog mit ihm nach Wiener Neustadt, dann nach Wien, Leobersdorf und Kottingbrunn. In den Kriegsjahren wurde er zwei Mal verwundet, zurückgekehrt nach Lichtenwörth geriet er in einen Fliegerangriff auf Lichtenwörth bei dem das Haus seiner Pflegefamilie von einer Bombe getroffen wurde. Wieder zurück an der Front hat er schlimme dinge erlebt. Er notiert sich, dass sich Offiziere zeitgerecht abgesetzt haben und ihn und den Rest der Kameraden im Stich gelassen haben. 1945 geriet er in russische Gefangenschaft. Bei Eiseskälte musste er die Stiefel abgeben und kehrte erst im September 1947 nach Wiener Neustadt zurück. Auf dem Fußweg nach Lichtenwörth schenkte ihm eine Frau 6 Äpfel, die er alle samt auf einmal aufaß. Kurzzeitig wohnte er bei seiner ehemaligen Pflegefamilie, danach auf kleinstem Raum in einem Kabinett in einer Wohnung im Winkelhaus. Der damalige Besitzer des Hauses Hr. Fröch besorgte ihm eine eigene Wohnung im Winkelhaus und 1949 gründete Franz Gehrer eine Familie. In den 70er Jahren kaufte er das Winkelhaus, welches zu dieser Zeit aufgrund des schlechten Zustandes abgerissen werden sollte. Franz war sehr Heimatverbunden und bewahrte ein Objekt vor dem Verfall, welches vermutlich um 1747 errichtet wurde, zeitgleich mit der Arbeitersiedlung Nadelburg und der dazugehörigen Fabrik. Jahrelang sammelte er alle verfügbaren Relikte dieser Messing- und Metallwarenfabrik, alle noch verfügbaren Fabrikate, Pläne und Fotografien von Lichtenwörth und der Nadelburger Arbeiterbelegschaft. 1984 war bereits ein ganzer Raum voll mit Bilderrahmen, selbst beschriftet und ausführlich Dokumentiert, in dem Franz Gehrer jedem Besucher und interessierten durch das Areal und durch seine Sammlung führte. So entstand das Nadelburgmuseum, doch das ist eine andere Geschichte …