Johann Loschek wurde 1845 in Wiener Neustadt geboren. Er war mit dem Lichtenwörther Karl Bauer gut befreundet. Karl Bauer war Landwirt in der Feldgasse 139 (heute Nummer 5) und langjähriger Mesner in der Lichtenwörther Pfarrkirche.
1863 nahm man Loschek in den Kaiserlichen Hofdienst in Wien auf und 1883 ernannte man ihn zum Kammerdiener von Kronprinz Rudolf. In seiner Eigenschaft als Bediensteter des Thronfolgers, war er auch bei den Ereignissen im Jagdschloss Mayerling im Jahre 1889 anwesend und Hauptzeuge der damaligen Tragödie:
Am Abend des 29. Jänner 1889 trafen der Kronprinz, seine Geliebte Mary Vetsera und Loschek im Jagdschloss ein. Der Kammerdiener nächtigte angrenzend an das Kaiserliche Schlafzimmer und er hörte das Liebespaar die ganze Nacht über in sehr ernstem Ton sprechen, konnte aber keine Einzelheiten verstehen.
Am Morgen des 30. Jänner, um 6:15 Uhr kam Rudolf zu Loschek und befahl ihm, einspannen zu lassen. Auf dem Weg zu den Kutschern hörte der Diener zwei Schüsse. Er lief zurück und fand die Türe zum Kaiserlichen Schlafzimmer abgesperrt vor. Mit einem Hammer schlug er die Türe ein und fand Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera tot auf ihren Betten liegend. Neben dem Thronfolger sein Armee-Revolver, mit dem er zuerst seine Geliebte und dann sich selbst erschoss.
Loschek schickte unverzüglich einen Kurier in die Wiener Hofburg und im Kaiserreich brach allgemeine Bestürzung aus.
Rudolf bedachte in seinem Testament alle seine Angestellten. Sein Kammerdiener erhielt Geld – 26 Gulden -, einige Schmuckstücke und Gewehre, sowie Kleider.
Nach diesen Ereignissen wurde Johann Loschek vom Kaiserlichen Hofdienst in Pension geschickt. Er zog nach Kleinwolkersdorf und besuchte auch wieder seinen Freund Karl Bauer in Lichtenwörth.
Dabei brachte er ihm auch ein wertvolles Geschenk mit: einen Ohrring von Mary Vetsera, besetzt mit fünf roten Steinen.
Auf diesem Wege kam ein kleiner Zeuge der Geschichte Österreichs nach Lichtenwörth und ist hier heute noch erhalten.